Zum 75. Jahrestag ging der Heilbronner Friedensweg in die dritte Runde. Ca. 200 Menschen zwischen 14 und 70 Jahren haben uns auf diesem Weg begleitet. Wir freuten uns sehr, dass auch Teilnehmende der anderen Heilbronner Religionsgemeinschaften dabei waren.
Zu Beginn versammelten wir uns im Innenhof des Deutschhofs: Schüler*innen des Mönchseegymnasiums gestalteten eine Mahnwache und verteilten Friedenslichter an alle Teilnehmenden. Videoaufnahmen der Bombardierung vom 4. Dezember 1944, damals gefilmt von er britischen Armee, wurden gezeigt, während wir das Glockengeläut aller Heilbronner Kirchen, hörten, das jedes Jahr zum Zeitpunkt des Angriffs geläutet wird.
Mit den Kerzen in der Hand machten wir uns auf den Weg zur zweiten Station.
Auf dem Weg begegneten wir Schüler*innen des Justinus-Kerner-Gymnasiums: mit offenen Regenschirmen bildeten sie eine Gasse. An den Schirmen hingen Schilder mit Biografien von Menschen, die in dieser Nacht verstarben. Die Schüler*innen lasen außerdem Zitate & besondere Aussagen aus diesen Biografien vor. Schweigend und bewegt hörten wir zu. Manche Teilnehmende fanden die Geschichte ihrer eigenen Familie wieder.
Unser Weg führte uns weiter in die Nikolaikirche. Fünf Personen, die 1944 Kinder waren, berichteten uns von ihren erschütternden Erlebnissen damals. Alle hörten intensiv zu. Nicht nur damals mussten Menschen diese schlimmen Erfahrungen machen. Bis heute gibt es immer wieder irgendwo auf der Welt Krieg und Flucht. Davon berichtete eine Mutter mit ihrem Schwiegersohn, die vor 20 Jahren aus ihrem Heimatland fliehen mussten, weil es dort Krieg gab.
Voller Respekt für die Zeitzeug*innenberichte sagen wir von Herzen DANKE!
Schüler*innen der Dammrealschule überreichten den Zeitzeug*innen eine Rose als Dankeschön – verbunden mit einem Friedenswunsch für die Zukunft.Sie hatten sich vorbereitet bei einem Projekttag an der Schule. Dort wurde die Geschichte des Schulgebäudes, das den Angriff unbeschadet überstanden hatte, erarbeitet. Außerdem gab es Stationen zu den Themen Frieden und Demokratie. Friedensbitten wurden erarbeitet, die in der Nikolaikirche gesprochen wurden, Steine mit Friedenssymbolen bemalt, eine Postkartenwand mit dem Bild der Schule und Zukunftswünschen gestaltet. Nicht wenige der Schüler*innen hatten erst vor ganz kurzer Zeit ihren Weg aus Krieg und Flucht nach Heilbronn gefunden.
Seinen Abschluss fand der Friedensweg auf dem Hochschulcampus in Zusammenarbeit mit der ökumenischen Hochschulseelsorge am Bildungscampus. Wir feierten ein kleines Friedensfest, eingeläutet mit einem christlich-jüdischen-muslimischen Friedensgebet, einem Statement des Jugendgemeinderats Heilbronn, lauschten einer Videobotschaft von unserer Schirmherrin Sibel Kekilli. Mit Wraps & Sandwiches, Musik und guten Gesprächen klang unser Friedensweg 2019 aus.





















Bericht zum Heilbronner Friedensweg 2019
von Delfa Zecevic, Schülerin der Dammrealschule
Die Neunten Klassen der Dammrealschule bereiteten sich für den Friedensweg 2019 an einem Projekttag in ihrer Schule vor, an dem die Schüler in aufgeteilten Gruppen, Aufgaben zum Thema der Bombardierung von Heilbronn erledigten. Sie arbeiteten fleißig und motiviert und waren am Thema sehr interessiert. Am Mittwochnachmittag, den 4. Dezember 2019, war der Gedenktag an die Bombardierung in Heilbronn, welche sich am 4. Dezember 1944 ereignete. Die Schüler der Dammrealschule trafen sich an diesem Tag gegen 18.00 Uhr in der Stadtmitte und liefen zusammen zum Deutschhof , wo sie sich die in einem Film zusammengefassten Ereignisse vom 4. Dezember 1944 anschauten. Weiterhin besuchten sie die “JKG“ Schüler, die Berichte der Zeitzeugen vom 4. Dezember 1944 vorlasen. Alle nahmen an dem Gedenktag teil, damit die Ursachen und Verluste des 2. Weltkrieges nicht vergessen werden und damit sich die Geschichte nicht wiederholt. Zum Schluss gingen mehrere Menschen zu der Kilianskirche, in der die Schüler der Dammrealschule ihr Programm vortrugen, das eine kurze Geschichte der Dammrealschule, Friedensbotschaften und ein Interview mit vier Zeitzeugen beinhaltete. Zum Schluss gingen die Schüler gemeinsam zum Bildungscampus, wo sie mit anderen Menschen zusammen beten konnten. Die Menschen wurden auf die Geschichte aufmerksam gemacht, die sie eindeutig berührte, und es wurde ihnen gezeigt, dass der Hass gegenüber anderen Menschen nichts Gutes brachte. Für mich hatte der Tag eine große Bedeutung, da er uns gezeigt hat, wie viel Glück wir haben und wie viel Acht wir auf unwichtige Sachen geben, bis etwas Schlimmes passiert und Menschen einsehen, dass die Sachen, die man mit Geld nicht kaufen kann, die größte Bedeutung haben. Denn man kann ein neues Haus aufbauen, ein neues Auto kaufen, jedoch kann man sich neue Eltern, Kinder oder Geschwister nicht erschaffen. Ich habe an dem Tag gelernt, dass man sich gegenseitig helfen muss und wie gut die Demokratie den Menschen tut.
Im Jahr 2020 standen die Zukunftswünsche der Dammrealschüler in Verbindung an diesen Gedenktag im Fokus. Die Neunten und Zehnten Klassen schrieben ihre Wünsche für die Gesellschaft auf Blätter und klebten sie an einen Wunschbaum, der einen Platz in unserer Schule findet, und uns immer an unsere Wünsche für eine bessere Zukunft und ein Miteinander erinnert. Wir wünschen uns eine bessere und vor allem sichere Zukunft, in der wir uns alle gegenseitig respektieren und gesund in Frieden leben können!