Mein letzter Schultag

E R I N N E R N:

Schülerdasein unter Bombendrohung – ein Zeitzeugenbericht:
Günter Schwaikle erzählt von seinem letzten Schultag am 04. Dezember 1944.


ZEITZEUGENBERICHT IN 8 KAPITELN ALS AUDIO ZUM HÖREN
gelesen von Stefanie Kress


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Allein aus der Wollhausstraße sind am 4.12.1944

Sie hießen Ulrich, Hermann, Ilse, Otto, Gerhard, Irma und Walter und wohnten in der Heilbronner Wollhausstraße. Sie starben am 4.12.1944 durch die Bombardierung.

37 Kinder
21 Schülerinnen und Schüler
14 Jugendliche
und 1 Lehrling in den Bomben umgekommen.

Zahlen und Namen aus: Heilbronner Kriegs-Opfer 1939-1945,
hg. von der Industrie- und Handelskammer Heilbronn, 1994.

Nach der Bombardierung vom 4.12.1944 waren alle Schulgebäude total zerstört oder als Ruine in einem unbenutzbaren Zustand. Der Schulunterricht fiel nun für viele Monate aus. Nach Ende des Krieges musste in Heilbronn erstmal eine funktionierende Verwaltungs- und Behördenstruktur aufgebaut werden. Der Kampf um das tägliche Brot überlagerte vieles und an einen Schulunterricht war nicht zu denken. Nach Ende des Krieges wurde am 12. Juli 1945 das Bezirksschulamt eingerichtet und erste Planungen begannen, um regelmäßigen Unterricht zu ermöglichen.

In einem Schreiben des Bezirksschulamtes Heilbronn vom 13. August 1946 wird das schwere Leben der Schülerinnen und Schüler direkt nach dem Krieg besonders deutlich. Darin heißt es: „Neben der in den meisten Fällen sehr dürftigen Ernährung der Kinder, ist die Not in der Versorgung mit Schuhwerk das Schlimmste. Bei Regenwetter können oft mehr als drei Viertel der Kinder nicht zur Schule kommen. Für den Winter fürchten Eltern und Lehrer unermeßliche Schäden an der Gesundheit der Kinder und Schulversäumnisse, die Unterricht und Erziehung schwersten Abbruch tun. Wintermäntel fehlen großenteils. Das Barfußlaufen auf den schlechten Straßen hat viele Fußverletzungen und Blutvergiftungen hervorgerufen. Dabei haben die Kinder täglich barfuß oft 10 Kilometer und mehr zurückzulegen.“

Außerdem war es wichtig, Lehrerinnen und Lehrer zu finden, die ideologisch unbelastet waren. Die Schulbücher mussten ausgewechselt werden. Der Lehrermangel war enorm. Auf einen Lehrer oder Lehrerin kamen drei Schulklassen. Es gab, weil die Innenstadt total zerstört war, auch kaum passende Schulgebäude. Also wurde im Schichtbetrieb unterrichtet, d.h. ein Schulraum war vormittags, mittags und abends von unterschiedlichen Klassen belegt.  Das verbesserte sich erst ab 1948/ 49.

Mehr dazu bei Günther Elser: Ende und Anfang – Heilbronner Schulen. 4. Dezember 1944 / 1. Oktober 1945, in: Eine Stadt wird zerstört. Leben in der zerstörten Stadt. Anfänge des Wiederaufbaus, Texte und Materialien zum Landesgeschichtlichen Unterricht, hg. von der Arbeitsgemeinschaft Landeskunde/ Landesgeschichte im Stadt- und Landkreis,
Heft 10, Heilbronn 1994, S. 105-110.


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